Mittwoch, 18. November 2015

Eine Kurzgeschichte aus meinem Leben - Und wieder wird es kalt

Geschrieben hab ich sie vor zwei Jahren. Viel Spaß beim Lesen, auch wenns gerade noch sehr herbstlich und eigentlich recht warm ist =) Allerdings soll es ja ganz bald dann einen großen Schwenk richtung Winter machen, das Wetter.

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Und wieder ist es kalt

In einem kleinen Dorf liegt auf gefrorenem Gottesacker eine vom Schnee bedeckte Rose.

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Der heutige Abend wird sicher wieder gemütlich. In aller Ruhe nehme ich ein Bad und überlege währenddessen, was ich alles mitnehme.

Alles zusammengepackt gönne ich mir noch eine Tasse frischen Kaffee. Immer wieder fällt mein Blick auf die Uhr und ich fühle mich zurückversetzt in meine Kindheit, in der ich es kaum erwarten konnte bis es draußen dämmert und der Zeitpunkt der Bescherung näher rückt.

Noch schnell die Plätzchen schön verpackt, versichert dass alles aus ist und die Fenster zu sind und schon geht es ab zu meinen Großeltern.

Im Auto fragt mich mein Vater ob ich mich denn schon wie er auf das Essen freue und ob ich denn ganz sicher die Plätzchen dabei habe.

Er fragt mich auch ob ich denn schon eine Portion Plätzchen vorab für ihn hätte. Natürlich habe ich einen kleinen Beutel für ihn mit extra Plätzchen dabei.

Während der eineinhalbstündigen Autofahrt wird schon viel gelacht. Das ist eigentlich immer so. Wir freuen uns schon auf den Abend.

Bei meinen Großeltern angekommen, kann ich es kaum erwarten meine Sachen abzulegen, die Plätzchen zu überreichen und alle erst einmal so richtig fest zu drücken.

Im Wohnzimmer ist es warm. Das schöne, handgeschnitzte Kripperl aus Südtirol ist aufgebaut. Einmal haben meine Großeltern das nicht getan und es gab Protest von meiner Seite. Ich finde, das gehört einfach dazu. Es war schon immer da.

Es gibt diesmal wieder einen Baum. Er ist ganz klein, wie es meistens ist. Nicht überladen dekoriert, aber mit Lichtern und diesen kleinen, hölzernen Figürchen die es bestimmt schon seit über 100 Jahren gibt und ein paar Schokotannenzapfen in farbiger Folie.

Im Hintergrund läuft leise und andächtig Musik.

Endlich, es gibt Essen. Ein einfaches, aber wirklich gutes Essen, so wie jedes Jahr.

Wir stoßen an, essen, lachen, nehmen einen Nachschlag und sitzen beisammen.

Zum Kaffee geht es wieder ins Wohnzimmer. Da sind ja auch die Plätzchen.

Wir reden und lachen zusammen. Es werden alte Geschichten erzählt und alte Erinnerung wieder belebt. Es fühlt sich gut an. Gerne höre ich die Geschichten von damals, wie es war, als mein Großeltern noch jung waren. Wie es war als als sie damals gefeiert haben.

Ich erinnere mich an meine Kindheit. Die Vorfreude, die schöne Zeit im Advent. Das Plätzchenbacken mit meiner Mutter und wie mein Vater immer um den Plätzchenteig gebettelt hat.
Wenn meine Mutter das Haus so liebevoll dekoriert hat und ich mit ihr den Baum schmücken durfte.

Wie schön und wertvoll sind doch immer wieder die Erinnerungen. Wie wärmend ist doch das Gefühl der Geborgenheit im Kreis seiner Familie zu sein.

Jemand fehlt.

So langsam dämmert es schon und mein Großvater fragt ob es jetzt nicht Zeit wäre mit ein wenig Musik den Abend zu bereichern.

Wieder geht es in die Küche, da ist genügend Platz für mein Instrument. Die Zither die einst meinem Urgroßvater gehörte, mit der einst er Stubenmusik machte.

Ich fange an zu spielen. Mir gegenüber meine lieben Verwandten. Schweigend, mit zufriedenen Gesichtern. Beinahe andächtig. Und wieder, dieses warme Gefühl, diese Zufriedenheit. Unbezahlbar.

Mein Großvater sieht einen Moment lang nicht mehr mich sondern seinen Vater am Tisch sitzen. Wie er mit seinen großen, rauen Händen geschickt und wendig in die Saiten greift und spielt.
Er erinnert sich an seine Kindheit, wie es war, damals.

Draußen ist es fast dunkel. Im Schein der Laterne sieht man dicke Flocken auf die Erde fallen. Wie schön doch die Erde unter der Schneedecke schläft. Es ist so ruhig und alles was man draußen sonst noch erkennen kann, sind die Fenster aus denen das warme Licht der Stuben und Küchen nach draußen dringt.

Zeit für die Bescherung. Große Geschenke? Nein, schon lange nicht mehr. Es gibt selbstgemachten Likör, süßes, Handtücher, Bücher, Socken. Eben Dinge, die einen wissen lassen, dass ein lieber Mensch an einen denkt. Und für mich das wichtigste: handgeschriebene Weihnachtskarten. Ja, da bin ich sehr bedacht drauf und da das auch jeder weiß, bekomme ich immer schöne Karten und wehe es hat jemand nicht persönlich unterschrieben.

Ein bitteres Gefühl, nur kurz. Dann überwiegt das Gefühl einer schönen Erinnerung.

Mein Großvater schaltet das Radio ein. Glockenläuten. Es folgt Chorgesang.

Nach einem kurzen Augenblick der Besinnung und dem Lauschen der Musik wird sich wieder unterhalten, geredet was das Jahr über alles geschehen ist, gelacht. Was für ein Abend. Alles hat geklappt, niemand ist krank, das Essen war gut wie immer, die Plätzchen waren fein, Musik wurde gespielt, alle sind zufrieden.

Wir verabschieden uns nachdem ich noch beim Aufräumen geholfen hab. Während der Autofahrt hören wir ein bisschen Musik und reden über den Abend.

Mein Vater und ich verabschieden uns, drücken uns noch einmal ganz fest. Vielleicht trinke ich zuhause noch eine Tasse Punsch und esse noch ein paar Plätzchen bevor ich ins Bett gehe.

Wie jedes Jahr ruft mein Vater mich noch einmal an. Er ist gut daheim angekommen und gönnt sich jetzt noch einen Kaffee und ein bisschen Schokolade. Der Abend hat ihm gut getan und er wünscht mir eine gute Nacht.

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Vor einem Grab steht ein Vater mit seinem Kind und einer Rose in der Hand.


Dienstag, 10. November 2015

Fernsehbeitrag über Selbstmord - "Jetzt mal ehrlich" Bayerischer Rundfunk

Liebe Leser,

gestern kam im BR ein sehr interessanter und leider auch aktueller Beitrag. Ich finde es ganz super, dass genau diese Tabu-Themen behandelt werden und kann JEDEM, egal ob selbst betroffen oder nicht, diesen 44 minütigen Beitrag nahelegen.

Ansehen kann sich das jeder in der BR-Mediathek und hier habe ich auch gleich den Link für Euch:

Totgeschwiegen: Suizide in Bayern

Hut ab für die, die vor die Kamera treten und über dieses Thema sprechen. Das ist wirklich nicht leicht und da gehört viel dazu. Es ist ein Schritt nach vorne, aber es muss noch viel, sehr viel getan werden. Gruppen, Vorträge in Schulen, eben solche Fernsehbeiträge und und und... Weiter so!

Auch ich werde fleißig weiter an meinem Blog arbeiten und ich bin gedanklich bei vielen Ideen, unter anderem bei der Idee und dem Vorhaben ein Buch zu schreiben und noch mehr.

Danke an den BR für diesen wertvollen Beitrag und ein großes Dankeschön an die betroffenen Menschen selbst, die mutig genug waren vor der Kamera über ihr ganz persönliches Schicksal sprechen.


Donnerstag, 5. November 2015

Sporadischer "Tagebucheintrag" - Trauer, Worte an eine Seele

Ab und zu - das war schon in meiner Jungend so - schreibe ich ein paar Worte in ein Buch. Es ist kein richtiges Tagebuch, oder ein Buch, in das nur Gedichte oder sowas kommen. Nein, es ist vielmehr ein Buch, indem ich gerne mal blättere, etwas zeichne, ein paar Gedanken aufschreibe. Etwas schönes, lustiges. Besonders schöne Momente, aber auch traurige.

Ich rede - auch das war schon immer so - eher selten bis garnicht mit anderen Menschen über das, was mich in tiefster Seele beschäftigt. Aber ich schreibe gerne mal was auf. Auch wenn ich es nie wieder lesen sollte, hat das, was mich beschäftigt einmal auf Papier existiert. Wozu auch immer es gut ist ;)

Heute hab ich mal wieder in einem solchen Buch geblättert und einen kurzen Text gefunden, den ich euch allen gerne zeigen möchte. Geschrieben hab ich ihn vor 1 oder 2 Jahren. Vielleicht auch 3. Wirklich wichtig ist das nicht, aber vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja.

Ich war als Kind mal für kurze Zeit - es waren vielleicht 3 oder 4 Stunden insgesamt bei einer Dame, die wohl Kindertherapeutin war. Meine Familie wollte mir einfach irgendwie helfen, damit ich mit dem wohl schlimmsten Schicksalsschlag meines Lebens lerne zu leben, ohne dass mich dieser irgendwann kaputt gehen lässt. Alles in sich hineinfressen ist nie gut. Für Erwachsene nicht und auch nicht für Kinder. Für niemanden.
Jedenfalls habe ich dort mal eine Weihnachtskarte gemalt, mit Ölfarben. Es waren verschneite Tannenbäume in einer Winterlandschaft und der Hintergrund war ein roter Karton. Sie fragte mich dann, wem ich sie schenke und ich sagte, dass ich sie leer lasse. Sie meinte dann, dass es vielleicht eine Karte an meine Mutter sein könnte und daran denke ich auch heute noch. Denn man kann jedem schreiben, dem man gerne ein paar Worte von Herzen mitteilen möchte.

Hier der Text aus meinem Buch:

"Das goldene Medallion, da kommt ein Foto von dir rein. Darauf freue ich mich schon sehr. DerWunsch und die Hoffnung, dass mir das ein anderes Gefühl geben wird und ich nicht länger vor dir weglaufe und die Wunde immer wieder gereizt wird, tröstet mich schon sehr.
Das Mädchen von damals ist noch immer da. Ich muss den Weg zu ihm (mir) finden. Sonst komme ich nicht weiter.
Nicht weiter raus und fort aus dem Irrgarten.
Der Schmerz ist so sehr präsent. Er hat zuviel Macht und die Schwermut und Traurigkeit überwiegt.
Das sollte nicht sein. Jedesmal ist es, dass mein Inneres so leicht berührbar ist. Dieses ständige Weinen, das fast tägliche...
Es muss doch irgendwann aufhören so sehr weh zu tun.
Stattdessen habe ich in den letzten Monaten das Gefühl, dass es stärker und mächtiger wird. Oder werde ich schwächer?
Ich möchte loswerden, was wie ein Fluch zuerst auf dir und jetzt auf mir lastet.
Bitte, bitte hilf mir.
Ich lebe ich lebe
Es ist gut.

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Das Medallion hat mir meine Großtante geschenkt. Ich glaub das war vor 3 Jahren und bis heute hab ich es noch nicht geschafft, ein Foto aus den Familienfotos rauszusuchen und dort hinein zu tun. Jetzt da ich mir den Text beim Abtippen nochmal so durchlese, überlege ich, das dieses Jahr noch zu tun.

Ich glaube, das ist ein schönes Gefühl seine liebsten Menschen bei sich zu tragen. Klar, gedanklich und im Herzen sind sie ja immer bei uns =) Aber in einem Medallion ist das sicher nochmal besonders schön. Ich werde darüber berichten, sobald ich ein Foto reingetan habe.

Donnerstag, 18. Juni 2015

Manchmal fühl ich mich so .... - ohne Worte

Zur Abwechslung mal etwas zum Betrachten. Gedanken zu den Blütenblättern gibt es viele, nur manchmal braucht es keine Erklärung.

Wer dennoch seine Gedanken zu einem oder mehreren Blütenblättern mitteilen möchte, kann es gerne in die Kommentare oder per Nachricht an mich schreiben.


Samstag, 11. April 2015

Meine Schwermut - Wie die Depression sich anfühlt

Grüß euch liebe Leser,

heute will ich euch erzählen wie sich Depressionen anfühlen. Ihr wisst ja mittlerweile, dass ich ich lieber Schwermut dazu sage. Fällt heutzutags irgendwo der Begriff "Depressionen" dann hab ich schon meist die Nase voll, weil ich genau weiß wie die Situation kommt: Den andern fällt die Kinnlade samt aller guter oder zumindest neutraler Laune nach unten, alle denken  "Och nööö, DAS Thema schon wieder..." und zack wird der imaginäre Stempel ausgepackt "PERSON DIE ALLES NACH UNTEN ZIEHT - NEGATIV NEGATIV GEH BLOß WEG"

So, gleich gehts weiter und als Beispiel nehme ich meine letzte, richtig miese Zeit die ca. 2 Wochen gedauert hat und ja, für meine nächsten Mitmenschen war es wohl wirklich anstrengend und ja, es nimmt andere mit die sich nicht gleich distanzieren. Logisch oder?! Wenn jemand seine liebsten wirklich von Herzen gerne hat - seien es die eigenen Kinder, Verwandten oder besten Freunde usw. - dann fühlt er mit. Natürlich nicht so wie der depressive Mensch selbst, aber man fühlt mit. Man fühlt sich hilflos...oder wie geht es euch wenn jemand in eurem Kreis depressiv ist? Würde mich interessieren, bitte in die Kommentare =) 

Verlauf und Gefühl:

Es war Ende letzten Jahres (2014), da blieb ich beim Durchschalten der Fernsehprogramme bei einem Film hängen, den ich eigentlich schon kannte. Nur diesmal hab ich ihn mir alleine angesehen und in einer Stimmung, in der ich sehr empfindsam war.

Der Film trägt den Titel:"In meinem Himmel" und erzählt die Geschichte eines verstorbenen Mädchens, welches einem Kindermörder in die Hände gerät und durch ihn stirbt. Es geht um die Trauer der Familie des Mädchens, um den Tod und um das Leben und wie es weitergeht.

Schon jetzt, wo ich euch diese Zeilen schreibe, berührt mich das Thema wieder sehr.

Auch ich habe einen nahestehenden Menschen verloren, meine Mutter und das, auf sehr unschöne Weise.
Auch ich habe seitdem zu kämpfen, habe lange nicht getrauert und ich weiß nicht, ob ich es überhaupt jemals richtig getan habe. Viele Jahre sind vergangen bis ich überhaupt angefangen habe, das alles zu verarbeiten und ich bin immer noch dabei.

Nun, also weiter mit meiner Geschichte.

Ich sehe den Film und werde traurig. In mir macht sich wieder diese Leere breit. Sie drückt von innen überall dagegen. Ein Gefühl das ich alleine in mir trage. Mein eigenes Monster, das mich schon so lange von innen hier anfrisst, an mir nagt, mir Schmerzen zufügt, mir alles nimmt an Gefühlen.

Der Schmerz wird größer, ich falle.

Ich falle durch einen bodenlosen Tunnel. Ähnlich wie Alice als sie in den Kaninchenbau hinunterfällt und fällt und fällt. So schnell an so vielen Dingen vorbei.

Ich falle immer mehr in mich selbst hinein. Alles um mich rum verschwindet. Die Außenwelt, die Geräusche, die Wahrnehmung wird taub. Der Schmerz wird immer stärker. Es ist wie ein Rausch, es fühlt sich an als würde Gift durch meinen ganzen Körper fließen und alles betäuben.

Alles wird dumpf. Ich bin wie in Watte gepackt. Alles ist verzögert. Es ist wie eine irre dicke Schicht aus Watte und Beton. Nichts dringt mehr von außen nach innen.

Ich bin eingesperrt, oder sollte ich besser sagen ausgesperrt?

Mein Körper ist schwer, er ist so schwer und ich spüre ihn nicht richtig. Meine Hülle ist so behäbig, bleich und ohne Regung.

Von außen könnte man meinen ich bin ganz ruhig und denke gerade garnichts. Vielleicht bin ich einfach nur müde und ausgebrannt.

In Wirklichkeit brülle ich innerlich, ich brenne. Ich brenne und bin eingefroren zugleich.

Irgendwann wird mein Gesicht fleckig, ich bleibe stumm. Irgendwann kullern mir dicke, heiße Tränen aus den Augen. Irgendwann reiße ich den Mund auf, mein Gesicht ist schmerzverzerrt, aber ich gebe keinen Ton von mir. In meinem Bett weine ich mein Kissen. Es tut so weh und ich weine so bitterlich.

Jemand kommt ins Zimmer und sieht mich. Er weiß was los ist, setzt sich hin und streichelt vorsichtig meinen Kopf. Danke, danke dafür. Danke dass du mich nicht ausfragst und erschrocken wissen willst was passiert ist. Danke dass du weißt dass ich nichts sagen muss. Danke dass du dann wieder vorsichtig und leise gehst, in meiner Nähe bleibst aber mir den Raum und die Zeit lässt meinem Schmerz Platz zu geben.

Früher hätte ich mir irgendwann selbst weh getan um zu spüren dass ich noch da bin, dass ich lebe.

Früher hätte ich mich selbst verletzt um zu spüren, um zu spüren denn der Schmerz von innen hat gemacht, dass ich nichts mehr spüre. Der Schmerz tut der Seele so sehr weh, dass man tot ist. Deshalb will man sehen und spüren....deshalb tut man sich weh. Vielleicht geht der Schmerz dann raus, vielleicht hilft es ja.

Mittlerweile hab ich gelernt dem Schmerz Platz einzuräumen und alles andere so gut im Griff zu haben, dass ich mich nicht ganz verliere.

Ich gehe raus, ich überwinde mich irgendwann und gehe raus, denke nach und sag mir immer wieder Dinge die mich zurückholen. Schmerz zulassen: JA Mich von der Schwermut komplett in ein dunkles Zimmer sperren lassen: NEIN. Ich mache immer einen Spalt die Tür auf, sodass ein bisschen Licht reinfällt und irgendwann gehe ich durch die Tür =)

In diesen zwei Wochen, habe ich mich auch überwunden irgendwann zu sprechen. Ich sage einfach ganz klar und ohne Umschweife was ich denke.

Die Fragen die mich so traurig machen, die Gedanken die mir den Schmerz bringen, was mir dann alles durch den Kopf geht. Manchmal schreib ich es auch auf. Das hilft. Ja, es hilft wirklich.

Ein alter Karton war noch hier in der Wohnung. So groß, dass ich sitzend drin Platz fand. Ich hab mich wohl gefühlt und saß 3 Stunden in der Kiste =D Ja, wirklich. Irgendwie hat mir das in meiner Depression ein wenig Geborgenheit geschenkt. Vielleicht setz ich mich das nächste Mal wieder in ne Kiste. Manchmal kauf ich mir dann auch was niedliches. Ein Kuscheltier das mir irgendwie leid tut, weil es so einsam im Regal sitzt....Ja, auch das hat mir gut getan.

Man hat zu mir gesagt:"Komm doch bitte aus der Kiste", aber ich sagte "Nein, ich fühle mich da grad wohl" und ich wollte nichts erklären und ich musste auch nichts erklären. Es hat mir gut getan und irgendwan ging es mir besser.

Nach einer schwermütigen Phase fühl ich mich sehr leicht, aber müde und kaputt.

Ich hab dann richtig Lust auf Süßigkeiten und die gönne ich mir dann auch. Ja, ich lass es richtig krachen und lass es mir gut gehen. Ich will wieder zu Kräften kommen und neu einatmen. Das Leben einatmen mit vollen Zügen leben leben leben. Es ist wie ein kleiner Neuanfang.



Mittwoch, 1. April 2015

Und manchmal....bin ich einfach traurig

Es ist früher Nachmittag und ich sitze an meinem Tisch und male wieder einmal. Es gab Zeiten in meiner Kindheit und Jugend, da zeichnete und malte ich fast jeden Tag. Das tut gut. Es tut mir gut! Genauso wie Musik machen oder ohne lang zu überlegen spazieren zu gehen. Einfach raus. Raus in die Natur und sehen was der Wind mit dem Ast eines Baumes macht, wie die Blätter fallen, wie die Knospen sprießen, wie das Wasser fließt und fließt und fließt. Es geht weiter. Es geht immer weiter, egal was passiert. Ein Fluss, ständige Bewegung, kein Stillstand. Ich nehme die Geräusche des Waldes wahr. Sehr viel intensiver nehme ich alles wahr, wenn ich wieder viel am Grübeln bin die Traurigkeit des öfteren zu Besuch bei mir ist.

Manchmal bleibe ich stehen. Manchmal mache ich nicht weiter. Manchmal ist alles schwer.

Ich sitze also da und male und  in mir drin geht eine Türe auf. Tränen fallen auf das Blatt vor mir.

Früher hab ich oft versucht mich zu beherrschen, mich "zusammenzureißen" wie die Leute es immer so einfach gesagt haben. Meine Güte, der schlimmste Spruch überhaupt:"Reiß dich doch mal zusammen, dann geht das schon." Ich habe früher versucht das Gefühl runterzuschlucken, zu verdrängen.

Und jetzt? Ich denk nicht mal dran! Ich lasse diesem Gefühl Platz und die Tränen fallen lautlos auf das Blatt. Mein Gesicht ist verzerrt, angestrengt und es ist mir scheißegal ob mich jemand so sieht oder nicht.

Es tut gut. Die Traurigkeit, die irgendwie immer mit dem Gefühl des Alleinseins zu tun hat - und ja, in diesen Momenten und mit diesem Gefühl bin ich alleine - sucht hin und wieder ein Plätzchen bei mir. Wahrscheinlich will SIE nicht allein sein *lach*

Ich nehme es hin und lasse es zu und auf einmal hören die Tränen auf zu fallen und ich mal wie wild weiter an meinem Bild. Es tut mir gut verschiedene Farben zu benutzen. Das Bild ist fertig.

Ich stehe auf und gehe zum Fenster um hinauszusehen. Mein Körper fühlt sich schwer an. Es ist auf keinen Fall so intensiv und schlimm wie in einer Phase der Schwermut (Depression), aber es kommt dem schon ein wenig nahe. Mein Blick fällt nach draußen, ich denke an meine Mutter. Ob sie der Grund ist weshalb ich geweint habe? Keine Ahnung. Ich war traurig und das darf ich sein. Weinen ist ein Gefühl und Gefühlen sollte man ein bisschen Platz einräumen.

Jetzt habe ich beschlossen nach draußen zu gehen. Das wird gut tun.

Ich klappe den Block mit meinem neuen Bild zu, räume die Stifte weg und ziehe mich an.

Die frische Luft und der Wind in meinem Gesicht fühlt sich gut an. Ich fühle mich lebendig. Diese Tiefe an Gefühlen, auch wenn sie schmerzen, machen das Gefühl der Lebendigkeit sehr viel intensiver.

Hinter mir fällt dir Tür ins Schloss.

Dienstag, 31. März 2015

Ein Foto - Das kleine Mädchen und die Frau

Ich sitze an meinem Schreibtisch und sehe vor mir an der Wand ein Foto hängen. Selbst nach so vielen Jahren fällt es mir immer wieder schwer entspannt und für längere Zeit genau hinzusehen.

Auf dem Bild sehe ich eine Frau mit langen, welligen, dunklen Haaren und großen, stahlblauen Augen. Sie lächelt - für die Kamera - und sitzt auf einem Stuhl. Ihre linke Hand liegt auf dem Arm eines kleinen, blassen Mädchens von ungefähr 9 Jahren, das genau vor ihr steht und ebenfalls in die Kamera lächelt. Es ist keines dieser typischen "Seht uns an wir sind so glücklich - Bilder" mit großen, künstlichen Lachgesichtern. Es ist dezent und wirkt natürlich, auch wenn beide für den Fotografen lächeln.

Das Bild ist aus den 90ern und eine Kopie des Originalfotos. Daher ist es nicht in bester Qualität, aber es ist das einzige Bild, das ich von meiner Mutter und mir aufgehängt habe und auch wenn ich mich noch an den Tag an dem es aufgenommen wurde ein bisschen erinnern kann - es war die Hochzeit des Bruders meiner Mutter, also meines Onkels - kann ich mich nicht an ein einziges Gefühl erinnern, das im Zusammenhang mit meiner Mutter und mir da war. Sie fehlt mir. Jeden Tag.

Oft frage ich mich, was sie jetzt über mich denken würde. Über ihre erwachsene Tochter. Wie es wäre am Wochenende sie und meinen Vater zu besuchen, wie streng sie in meiner Jugend gewesen wäre, bei meinem ersten Freund und wie oft wir zusammen gekocht hätten und was ich alles von ihr hätte lernen können.

Sie hat es geliebt zu kochen und zu backen und sie konnte es auch verdammt gut. Das hab ich wohl von ihr und eine weitere Leidenschaft ist das Handarbeiten. Das Geschick, das hab ich auch von ihr. Das sagt mein Vater zumindest immer und meine Großeltern =)

Ich frage mich oft, ob ich mich selbst besser verstehen würde wenn ich sie als erwachsenen Menschen hätte kennenlernen dürfen.

Dass wir seelische und vorallem psychische Gemeinsamkeiten haben, das steht außer Frage.

Ihre Schwermut trug sie ganz allein mit sich herum. Manche Menschen sprechen nicht über das, was tief in ihnen vor sich hin brodelt. Sie sprechen nicht mit anderen über das, was sich unaufhörlich durch ihre Seele frisst und sich wie Gift in ihren Adern verteilt. Manche nehmen es als Geheimnis mit in ihr Grab.

Aber ich, ich will euch davon erzählen. Ich will euch teilhaben lassen und versuchen es zu beschreiben, wie es sich anfühlt, wie es mich im Griff hatte und wie daran beinahe zugrunde ging.

Lange habe ich überlegt diesen Schritt zu gehen und ich hoffe sehr, dass ihr euch bewusst werdet nicht die einzigen zu sein denen es so ergeht und erging wie mir. Wie mir und wie viele Jahre zuvor meiner Mutter.

Ich will hier offen schreiben. Über Verlust einer nahestehenden Person,Trauer, Suizid, Depressionen (ich nenne es lieber Schwermut), allein erziehende Eltern, Familie, selbstverletzendes Verhalten, Gefühle usw.

Ich will euch von meinem Weg erzählen. Den Weg von einem kleinen Kind zu einer jungen, starken Frau.

Ein unverfälschter Einblick, der hoffentlich hilfreich ist für alle, die es brauchen, die es wollen und die es sich wünschen.

Nachrichten und auch Kommentare sind jederzeit willkommen =)