Samstag, 11. April 2015

Meine Schwermut - Wie die Depression sich anfühlt

Grüß euch liebe Leser,

heute will ich euch erzählen wie sich Depressionen anfühlen. Ihr wisst ja mittlerweile, dass ich ich lieber Schwermut dazu sage. Fällt heutzutags irgendwo der Begriff "Depressionen" dann hab ich schon meist die Nase voll, weil ich genau weiß wie die Situation kommt: Den andern fällt die Kinnlade samt aller guter oder zumindest neutraler Laune nach unten, alle denken  "Och nööö, DAS Thema schon wieder..." und zack wird der imaginäre Stempel ausgepackt "PERSON DIE ALLES NACH UNTEN ZIEHT - NEGATIV NEGATIV GEH BLOß WEG"

So, gleich gehts weiter und als Beispiel nehme ich meine letzte, richtig miese Zeit die ca. 2 Wochen gedauert hat und ja, für meine nächsten Mitmenschen war es wohl wirklich anstrengend und ja, es nimmt andere mit die sich nicht gleich distanzieren. Logisch oder?! Wenn jemand seine liebsten wirklich von Herzen gerne hat - seien es die eigenen Kinder, Verwandten oder besten Freunde usw. - dann fühlt er mit. Natürlich nicht so wie der depressive Mensch selbst, aber man fühlt mit. Man fühlt sich hilflos...oder wie geht es euch wenn jemand in eurem Kreis depressiv ist? Würde mich interessieren, bitte in die Kommentare =) 

Verlauf und Gefühl:

Es war Ende letzten Jahres (2014), da blieb ich beim Durchschalten der Fernsehprogramme bei einem Film hängen, den ich eigentlich schon kannte. Nur diesmal hab ich ihn mir alleine angesehen und in einer Stimmung, in der ich sehr empfindsam war.

Der Film trägt den Titel:"In meinem Himmel" und erzählt die Geschichte eines verstorbenen Mädchens, welches einem Kindermörder in die Hände gerät und durch ihn stirbt. Es geht um die Trauer der Familie des Mädchens, um den Tod und um das Leben und wie es weitergeht.

Schon jetzt, wo ich euch diese Zeilen schreibe, berührt mich das Thema wieder sehr.

Auch ich habe einen nahestehenden Menschen verloren, meine Mutter und das, auf sehr unschöne Weise.
Auch ich habe seitdem zu kämpfen, habe lange nicht getrauert und ich weiß nicht, ob ich es überhaupt jemals richtig getan habe. Viele Jahre sind vergangen bis ich überhaupt angefangen habe, das alles zu verarbeiten und ich bin immer noch dabei.

Nun, also weiter mit meiner Geschichte.

Ich sehe den Film und werde traurig. In mir macht sich wieder diese Leere breit. Sie drückt von innen überall dagegen. Ein Gefühl das ich alleine in mir trage. Mein eigenes Monster, das mich schon so lange von innen hier anfrisst, an mir nagt, mir Schmerzen zufügt, mir alles nimmt an Gefühlen.

Der Schmerz wird größer, ich falle.

Ich falle durch einen bodenlosen Tunnel. Ähnlich wie Alice als sie in den Kaninchenbau hinunterfällt und fällt und fällt. So schnell an so vielen Dingen vorbei.

Ich falle immer mehr in mich selbst hinein. Alles um mich rum verschwindet. Die Außenwelt, die Geräusche, die Wahrnehmung wird taub. Der Schmerz wird immer stärker. Es ist wie ein Rausch, es fühlt sich an als würde Gift durch meinen ganzen Körper fließen und alles betäuben.

Alles wird dumpf. Ich bin wie in Watte gepackt. Alles ist verzögert. Es ist wie eine irre dicke Schicht aus Watte und Beton. Nichts dringt mehr von außen nach innen.

Ich bin eingesperrt, oder sollte ich besser sagen ausgesperrt?

Mein Körper ist schwer, er ist so schwer und ich spüre ihn nicht richtig. Meine Hülle ist so behäbig, bleich und ohne Regung.

Von außen könnte man meinen ich bin ganz ruhig und denke gerade garnichts. Vielleicht bin ich einfach nur müde und ausgebrannt.

In Wirklichkeit brülle ich innerlich, ich brenne. Ich brenne und bin eingefroren zugleich.

Irgendwann wird mein Gesicht fleckig, ich bleibe stumm. Irgendwann kullern mir dicke, heiße Tränen aus den Augen. Irgendwann reiße ich den Mund auf, mein Gesicht ist schmerzverzerrt, aber ich gebe keinen Ton von mir. In meinem Bett weine ich mein Kissen. Es tut so weh und ich weine so bitterlich.

Jemand kommt ins Zimmer und sieht mich. Er weiß was los ist, setzt sich hin und streichelt vorsichtig meinen Kopf. Danke, danke dafür. Danke dass du mich nicht ausfragst und erschrocken wissen willst was passiert ist. Danke dass du weißt dass ich nichts sagen muss. Danke dass du dann wieder vorsichtig und leise gehst, in meiner Nähe bleibst aber mir den Raum und die Zeit lässt meinem Schmerz Platz zu geben.

Früher hätte ich mir irgendwann selbst weh getan um zu spüren dass ich noch da bin, dass ich lebe.

Früher hätte ich mich selbst verletzt um zu spüren, um zu spüren denn der Schmerz von innen hat gemacht, dass ich nichts mehr spüre. Der Schmerz tut der Seele so sehr weh, dass man tot ist. Deshalb will man sehen und spüren....deshalb tut man sich weh. Vielleicht geht der Schmerz dann raus, vielleicht hilft es ja.

Mittlerweile hab ich gelernt dem Schmerz Platz einzuräumen und alles andere so gut im Griff zu haben, dass ich mich nicht ganz verliere.

Ich gehe raus, ich überwinde mich irgendwann und gehe raus, denke nach und sag mir immer wieder Dinge die mich zurückholen. Schmerz zulassen: JA Mich von der Schwermut komplett in ein dunkles Zimmer sperren lassen: NEIN. Ich mache immer einen Spalt die Tür auf, sodass ein bisschen Licht reinfällt und irgendwann gehe ich durch die Tür =)

In diesen zwei Wochen, habe ich mich auch überwunden irgendwann zu sprechen. Ich sage einfach ganz klar und ohne Umschweife was ich denke.

Die Fragen die mich so traurig machen, die Gedanken die mir den Schmerz bringen, was mir dann alles durch den Kopf geht. Manchmal schreib ich es auch auf. Das hilft. Ja, es hilft wirklich.

Ein alter Karton war noch hier in der Wohnung. So groß, dass ich sitzend drin Platz fand. Ich hab mich wohl gefühlt und saß 3 Stunden in der Kiste =D Ja, wirklich. Irgendwie hat mir das in meiner Depression ein wenig Geborgenheit geschenkt. Vielleicht setz ich mich das nächste Mal wieder in ne Kiste. Manchmal kauf ich mir dann auch was niedliches. Ein Kuscheltier das mir irgendwie leid tut, weil es so einsam im Regal sitzt....Ja, auch das hat mir gut getan.

Man hat zu mir gesagt:"Komm doch bitte aus der Kiste", aber ich sagte "Nein, ich fühle mich da grad wohl" und ich wollte nichts erklären und ich musste auch nichts erklären. Es hat mir gut getan und irgendwan ging es mir besser.

Nach einer schwermütigen Phase fühl ich mich sehr leicht, aber müde und kaputt.

Ich hab dann richtig Lust auf Süßigkeiten und die gönne ich mir dann auch. Ja, ich lass es richtig krachen und lass es mir gut gehen. Ich will wieder zu Kräften kommen und neu einatmen. Das Leben einatmen mit vollen Zügen leben leben leben. Es ist wie ein kleiner Neuanfang.



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